
Was gilt der Prophet im eigenen Land? Die Kings of Leon jedenfalls können jener Gruppe von Künstlern zugerechnet werden, die (fast) überall erfolgreich sind, nur nicht in ihrer Heimat, den USA. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass Only by the Night, das vierte Album der Followill-Sippe (drei Brüder und ihr Cousin), in Großbritannien, Irland, Neuseeland mal wieder Platz 1 erreicht hat. Dem Vorgänger Because of the Times erging es ebenso. Sogar die erste Single „Sex on Fire“ schaffte den Sprung an die Spitze der Hitparade im Vereinigten Königreich. Only by the Night verkaufte sich in Großbritannien und England so schnell wie sonst nur Coldplays Viva la Vida or Death and All His Friends. Zudem waren die Kritiken jenseits des großen Teichs lauwarm bis verhaltend. In Europa dagegen wurde die aktuelle Platte durchweg für großartig befunden, tummelt sich auf den meisten Hitlisten der besten Alben des Jahres, so auch auf meiner. Für das Konzert in der fast 4.000 Zuschauer fassenden Columbiahalle in Berlin Ende Februar gibt es bereits keine Karten mehr.
Auf Only by the Night wird die musikalische Entwicklung konsequent fortgesetzt. Das Debüt Youth & Young Manhood klang noch sehr nach erdigem Südstaaten-Rock – was nicht weiter verwundet, wenn man bedenkt, dass die Kings of Leon aus Nashville, Tennesse stammen. Aha Shake Heartbreak und Because of the Times deuteten den nun vollzogenen Wandel bereits an: Der warme Groove der Vorgänger wich einem düsteren, dynamischeren Sound, dem viel „Platz“ zum Entfalten eingeräumt wird. Damit einhergehend sind auch die Texte Caleb Followills dunkler. Einige Textstellen beziehen sich auf die Einnahme von schmerzlindernden Medikamenten, die der Texte nach einer Schulteroperation einnahm, „Closer“ handelt gar von Vampiren. Insofern verwundert es nicht, dass der Albumtitel Edgar Allan Poes Kurzgeschichte „Eleonora“ entliehen ist.
Anspieltipps:
Closer
Sex on Fire
Manhattan
Revelry
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